In Sieversdorf bei Neustadt (Dosse) fanden wir in der Dorfstraße ein altes Haus mit einem charakteristisch unsymmetrischen Giebel vor – erkennbar über eine lange Abseite. Dieser Bauernhaustyp, der aufgrund des zentralen Flur- und Herdraumes auch als „ “ bezeichnet wird, bat früher sowohl dem Mensch als auch dem Tier ein Dach überm Kopf und vereinte Wohnung und Stall. Der Verein "Wohnen im Ernhaus e.V.", der sich für den Erhalt der Ernhäuser in Sieversdorf engagiert, eröffnete uns die Möglichkeit den traditionellen Lehmbautechniken auf die Spur zu gehen. Durch die Zusammenarbeit mit der Jugendbauhütte Brandenburg/Berlin kamen Teilnehmer*innen mit unterschiedlichsten Vorerfahrungen in Restaurierungsarbeiten zusammen. Sie absolvieren derzeit das Freiwillige Soziale Jahr in der Denkmalpflege. In einem regen Lernprozess erarbeiteten wir uns Schritt für Schritt die traditionellen Lehmbautechniken. Wir verwendeten dazu Lehmbaustoffe, die wir zum großen Teil selbst aus Grubenlehm und Zuschlagstoffen herstellten.
Das einwöchige Workcamp begann am ersten Tag mit Detektivarbeiten am Haus: Wie sind die Wände und die Decken aufgebaut? Welche Schäden können wir identifizieren? Welche Techniken wurden verwendet? Anhand verschiedener Experimente zu unserem zentralen Baumaterial Lehm konnten wir die Eigenschaften vom verwendeten Grubenlehm untersuchen und schließlich eine optimale Lehmputzmischung herstellen.
Wir stellten her, vermauerten Lehmsteine und verputzten bestehende . Am Haus entdeckten wir eine Windetechnik, bei der mit Langstroh und Lehm die Staken umwunden waren und so reparierten wir ein Gefach auf diese Weise. Eine Teilnehmerin, die ihre Erfahrung aus der Wandrestaurierung mitbrachte, legte alte Farbschichten an einer Innenwand Schicht für Schicht frei. An anderer Stelle entdeckten wir alte Wandmuster, die wir mit selbst angefertigten Schablonen schließlich auf Musterplatten übertrugen.
Zwischendurch wurden wir von der Vorsitzenden des Vereins "Wohnen im Ernhaus e.V." kulinarisch verwöhnt. Eine Führung durch die alte Papierfabrik von Sieversdorf-Hohenofen entführte uns in vergangene Zeiten der Papierherstellung. Während der Zukunftswerkstatt tauschten wir uns über verschiedene Berufswege im Handwerk aus und schmiedeten Pläne für unsere eigene Zukunft.
Zum Abschluss unserer Woche in Sieversdorf luden wir zu einer Präsentation ein: Ungefähr 25 Interessierte kamen zusammen, denen wir in sommerlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen die Ergebnisse der Restaurierungsarbeiten vorstellten. Zu Gast war ein Journalist der Märkischen Allgemeine, der am Folgetag über die "Fortschritte am Ernhaus" in der Zeitung berichtete...